Konzert-Saison 2023/24 Naturgewalten und Trompeten
Schon fast traditionell wird Chefdirigent Alain Altinoglu mit dem Europa Open Air am Main die Spielzeit 2023/24 eröffnen. Ein Programmschwerpunkt dieser Saison ist die Natur und ihre musikalische Darstellung. Außerdem wird der unkonventionelle Fazıl Say als Pianist und Komponist zu erleben sein. »Artist in Residence« ist dieses Mal ein Instrument: die Trompete.
Vertragsverlängerung bis 2028 und Projekte des Chefdirigenten Alain Altinoglu
»Ich bin sehr glücklich und dankbar für die Möglichkeit, meinen musikalischen Weg mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt fortzusetzen, und ich freue mich sehr darauf, mit diesen großartigen Musikerinnen und Musikern für unser Publikum in Frankfurt und Hessen und in der ganzen Welt zu musizieren«, sagt Alain Altinoglu. Mittlerweile fühle er sich in Frankfurt »schon wie zu Hause«. Dies spiegelt sich in der Vertragsverlängerung um weitere vier Jahre wider: Altinoglu bleibt bis einschließlich der Saison 2027/28 Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters. Auch Orchestermanager Michael Traub ist sehr froh darüber: »Wir freuen uns über das gegenseitige Vertrauen und dass wir mit Alain langfristig planen und unsere gemeinsamen Ideen umsetzen können.«
Mit dem ersten hr-Sinfoniekonzert im September in der Alten Oper Frankfurt eröffnet Altinoglu den Programmschwerpunkt Nature & Earth mit der Geigerin Julia Fischer und Claude Debussys »La Mer«. Der Chefdirigent wird sechs hr-Sinfoniekonzerte dirigieren, u.a. bereichert von den Pianisten Jan Lisiecki, Alexander Malofeev sowie Fazıl Say.
Mit dem letztgenannten wird Altinoglu zusammen sogar ein Klavier-Duo bilden. »Ich traf Fazıl Say zum ersten Mal vor ungefähr 20 Jahren auf dem Festival von Radio France in Montpellier. Ich schätze ihn sehr – nicht nur für sein Klavierspiel, sondern auch für seine Kompositionen. Auf der Bühne bringt er viel von sich selbst ein, und es ist für das Publikum immer ein großes Abenteuer, ihm zuzuhören. Das ist es doch, was einen großen Künstler ausmacht.« In sozialer und politischer Hinsicht ist es für Altinoglu »ein großartiges Zeichen zu zeigen, dass ein Franzose mit armenischen Wurzeln aus einer Familie, die aus der Türkei stammt, und ein Türke gemeinsam Musik machen können. Es ist für mich sehr wichtig zu zeigen, dass klassische Musik für alle da ist und alle zusammenspielen können.«
Mit der 4. Sinfonie setzt der Franzose außerdem seinen Schostakowitsch-Zyklus fort und lotet hierbei die Grenzen dessen aus, was an Klangmächtigkeit möglich ist. Auf die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach freut er sich besonders: »Es ist immer sehr schwierig, sich für ein Konzert in der Saison zu entscheiden. Denn jedes Mal, wenn ich ein Stück dirigiere, tue ich es so, als sei es das Wichtigste. Wenn ich mich also entscheiden müsste für ein Projekt in der kommenden Saison, wäre es die »Johannes-Passion«. Wir werden das 300-jährige Jubiläum dieses wunderbaren, so wichtigen Werks von Johann Sebastian Bach feiern. Für uns klassische Musiker ist Bach die Basis. Jede Musik oder zumindest die meiste entstammt seinem Schaffen. Ich bin von seiner Musik sehr berührt, und ich werde sie zum ersten Mal dirigieren. Deshalb freue ich mich sehr auf dieses Konzert.«
Programm-Schwerpunkt »Nature & Earth«
Werke wie die Alpensinfonie von Richard Strauss, Dvoraks In der Natur oder auch der Soundtrack des preisgekrönten Hollywood-Komponisten und gebürtigen Frankfurters Hans Zimmer für die BBC-Dokumentation Planet Earth prägen den programmatischen Schwerpunkt Nature & Earth der kommenden Spielzeit. Das hr-Sinfonieorchester nähert sich dem Thema mit Werken an, die die Schönheit, aber auch die Zerbrechlichkeit des Planeten in Töne fassen. Das Thema bewegt die Menschen heute vielleicht mehr als viele Generationen zuvor, da es näher an sie heranrückt und immer öfter auch bedrängt. Daneben erweitern Anna Thorvaldsdottirs Metacosmos und Gustav Mahlers Lied von der Erde den Schwerpunkt ins Metaphysische. Ganz anders wird dies im Spotlight-Gesprächskonzert spürbar, wenn ARD-Wetterexperte Sven Plöger und hr-Moderatorin Jennifer Sieglar das Publikum für die Wunder von Wetter- und Klimakreisläufen begeistern werden und so für ein ungewöhnliches Percussion-Konzert mit der jungen Schlagzeugerin Vivi Vassileva sensibilisieren, die das Recycling Concerto von Gregor A. Mayrhofer aufführt.
Ausblick auf die Saison 2023/24 des hr-Sinfonieorchesters
Die vergangene Saison startete nach den Pandemie-Jahren fulminant mit dem großen Europa Open Air, und auch zu den weiteren Konzerten kam das Publikum zahlreich zurück. »Unser Ziel war es, die Menschen wieder in die Konzertsäle zu holen und unsere Leidenschaft für Musik zu teilen. Das ist uns zu großen Teilen gelungen«, resümiert Orchestermanager Michael Traub. »Im Dezember hatten wir sogar wieder Ticketverkäufe auf Vor-Corona-Niveau. Die neuen Formate und Abos, die wir aufgelegt haben, kommen an. Dafür sind wir sehr dankbar.« So können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auch in der Saison 2023/24 wieder von der Qualität der hr-Musikerinnen und -Musiker bei Quick & Classy überzeugen: Diesmal mit Solo-Flötistin Clara Andrada de la Calle, Solo-Klarinettist Jochen Tschabrun und mit Solo-Trompeter Sebastian Berner, dem Gewinner des letztjährigen »Maurice André Wettbewerbs«, der aktuell weltweit renommiertesten Auszeichnung für Trompete. Auch die Wandelkonzerte sind wieder da: im Frankfurter Städelmuseum und im Bad Homburger Gustavsgarten. Dort darf sich das Publikum während der Darbietungen frei bewegen und das 10-jährige Bestehen der Orchesterakademie feiern.
Als Gastdirigenten und Gastdirigentinnen sind u.a. Manfred Honeck, Susanna Mälkki, Anja Bihlmaier, John Storgards, Nicholas Collon, Krysztof Urbański und Dalia Stasevska eingeladen. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Andrès Orozco-Estrada, der mit Hilary Hahn ein echtes »Extra« präsentieren wird. Als international renommierte Solistinnen und Solisten begrüßt das hr-Sinfonieorchester u.a. Avi Avital, Wu Wei, Anastasia Kobekina, Martin Helmchen, Mao Fujita sowie den »Rising Star« am Schlagzeug und gleichzeitige Grubinger-Schülerin Vivi Vassileva.
Specials: Ein heiliger Berg, Kammerflimmern und ein doppelter »KiezPalast«
Vergangenes Jahr zum ersten Mal veranstaltet, war die Kooperation mit der Alten Oper Frankfurt KiezPalast mit dem Multitalent Ulrich Tukur aus dem Stand ausverkauft, so dass es 2024 eine zweifache Ausgabe gibt. »Tempo! Tempo!« heißt es, wenn sich der Schauspieler, Sänger, Moderator und Akkordeonspieler zusammen mit dem hr-Sinfonieorchester der Geschwindigkeit widmet und in Klassik, Filmmusik, Jazz und Chansons der 1920er Jahre allerlei Turbulentes findet. Ebenfalls in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schuf Arnold Fanck den Stummfilmklassiker Der heilige Berg. Das hr-Sinfonieorchester bringt ihn unter der Leitung von Frank Strobel mit der rekonstruierten, originalen Begleitmusik auf die Bühne und Leinwand.
Bis 2019 gab es regelmäßige Kammermusik-Abende in unterschiedlichsten Locations in der Frankfurter Innenstadt. Diese kleine, unkonventionelle Konzertreihe Kammerflimmern wird nun wieder aufgenommen im Latin Palace Changó und hoch über der Stadt im Silberturm der Deutschen Bahn.
»Artist in Residence«: die Trompete
Keine Musikerin, sondern die Trompete selbst ist in dieser Spielzeit »Künstlerin in Residenz«. »Endlich!« denken sich wohl manche. Ein Musiker der Extraklasse ist in jedem Fall Sebastian Berner. Und so wird er in der »Trompeten-Saison« sein solistisches Potenzial gleich mehrfach präsentieren: in dem virtuosen Konzert Henri Tomasis oder dem Trompetenkonzert von Johann Wilhelm Hertel. Auch Fazıl Say schätzt die Trompete, von der er sagt, sie bilde ein »ganz eigenes Königreich im Orchester«. In diesem Bewusstsein schrieb er sein Doppelkonzert für die beiden Star-Solisten Gábor Boldoczki und Sergei Nakariakov, das mit dem hr-Sinfonieorchester seine Deutsche Erstaufführung erleben wird. Ferner wird auch die Piccolo-Trompete zu hören sein: im 2. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach, gespielt von Laura Vukobatović.
Europa Open Air des hr-Sinfonieorchesters und der Europäischen Zentralbank
Zum fünften Mal laden das hr-Sinfonieorchester und die Europäische Zentralbank, unterstützt durch Elisabethen Quelle, Ende August zu einem Konzert ans Frankfurter Mainufer. Vielleicht erinnern sich einige der Besucherinnen und Besucher der ersten Stunde noch an Ravels Boléro beim ersten Open-Air-Konzert des hr-Sinfonieorchesters am Main 2015, als erst ein Party-Boot und später ein bellender Hund das spannungsgeladene Stück »bereicherten«. Hoffentlich kann das Publikum diesmal das äußerst beliebte Stück ohne Ablenkung an der Weseler Werft genießen, gemeinsam mit Paul Dukas‘ Zauberlehrling und Rodrigos romantischen Concerto Aruanjuez mit dem Star-Gitarristen Milos.
Wieder im Rhythmus: cresc… Biennale für aktuelle Musik
Im ursprünglichen zweijährlichen Rhythmus präsentiert sich cresc… 2024 im Februar u.a. in Frankfurt und Darmstadt. Das Festivalthema Fadenspiele – String Figures beleuchtet diesmal die Bedeutung von Netzwerken. Das hr-Sinfonieorchester bietet Morton Feldmans »Coptic Light« und zusammen mit dem Ensemble Modern eines der monumentalen Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts: »Les Espaces Acoustiques« von Gérard Grisey.
Education – Musikvermittlung für Kinder und Jugendliche
Fünf Junge Konzerte in der Alten Oper Frankfurt und ein Junges Konzert Extra, ein Junges Konzert – Junior und zwei Familienkonzerte im hr-Sendesaal umfasst das Musikvermittlungsangebot in der Saison 2023/24. Und auch das Gesprächskonzert Spotlight, das Music Discovery Project und Christmas all over the world sind für Familien mit Kindern und Jugendlichen bestens geeignet. Ohne Eltern können Teenager günstig in jedes hr-Sinfoniekonzert in der Alten Oper gehen: Die Initiative 10 For Teens bietet jeweils ein limitiertes Ticket-Kontingent für alle jungen Menschen unter 20 Jahre – solange der Vorrat reicht. Auch eine exklusive Schultour durch Hessen ist wieder mit dem Orchester geplant.
Gastkonzerte und Tourneen
Jenseits der Konzertaktivitäten in Hessen tritt das hr-Sinfonieorchester beim berühmten Ravello Festival auf und gibt Gastspiele in Dortmund und Hamburg. Eine Frankreich-Tour umfasst die Städte Aix-en-Provence, Grenoble, Paris und Toulouse.
97 Konzerte, davon 90 in Hessen
Insgesamt 97 Konzerte gibt das hr-Sinfonieorchester in der Saison 2023/24, davon 90 in Hessen: Neben den eigenen Konzertreihen in Frankfurt und den Konzerten beim Rheingau Musik Festival ist es bei den Weilburger Schlosskonzerten, im Schlosstheater Fulda, im Stadttheater Gießen, beim Kronberg Festival und bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt zu Gast. Sonderprojekte und sechs Kammerkonzerte in Hessen runden die umfangreiche Konzerttätigkeit ab.
Das hr-Sinfonieorchester auf allen medialen Ausspielwegen
Auch in der nächsten Spielzeit plant das hr-Sinfonieorchester Video-Livestreams, mit denen die eigenen Ausspielwege auf der Website, in der ARD Mediathek oder auf Arte Concert bedient werden. Der YouTube-Channel des Orchesters gehört mit seinen inzwischen über 390.000 Abonnentinnen und Abonnenten zu den weltweit erfolgreichsten Kanälen für Klassische Musik auf dieser Plattform. Die meisten Konzertprogramme werden von hr2-kultur live übertragen und über die European Broadcasting Union (EBU) auch international ausgestrahlt. Ausgewählte Konzertereignisse senden das hr-fernsehen, 3sat und Arte.
Abonnements und Ticket-Vorverkauf
Die Zuschauerinnen und Zuschauer können weiterhin höchste künstlerische Qualität zu günstigen Preisen erleben. Der Vorverkauf für Abonnements startet ab sofort unter Telefon (069)155-4111, der für Einzel-Tickets am 1. Juni unter Telefon (069) 155-2000. Abonnements und Tickets können auch auf www.hr-ticketcenter.de gekauft werden.
Das Konzertmagazin 2023/24 gibt es bei den hr-Veranstaltungen, es kann beim hr-Ticketcenter, Telefon: (069) 155-2000, bestellt oder hier als PDF heruntergeladen werden. Ein interaktives E-Mag mit Hörproben und zahlreichen weiterführenden Links sowie weitere Details zu den Konzerten steht ab 1. Juni auf der Website zur Verfügung.