Hintegrund der Absage
»Du kannst nicht unter der Angst schreiben, etwas völlig Neues schreiben zu müssen. Dann bist du als Künstler verloren. Es gibt so viel tiefere und wichtigere Qualitäten, als dem vermeintlich Allerneusten hinterher zu laufen. Das Einzige, was in der Musik zählt, ist die Persönlichkeit.« – Das sagt der für seine mathematisch ausgeklügelten, zugleich ganz plastisch-vitalen Partituren bekannte estnische Komponist Erkki-Sven Tüür, der in den 1970er Jahren Schlagzeuger und Flötist einer Kunst-Rock-Band war. Bei ihm hat das hr-Sinfonieorchester Frankfurt ein Violinkonzert in Auftrag gegeben hat, das an diesem Abend zur Uraufführung kommen wird. Dem Neuen nicht hinterherlaufen müssen und vielmehr ganz bei sich bleiben: Sergej Rachmaninow setzte diesen Anspruch auch in seiner letzten Sinfonie um, in den USA entstanden, aber ganz in der Tradition der russischen Spätromantik stehend. Sein Landsmann Modest Mussorgskij dagegen wusste: Mit den russischen Qualitäten – große Melodie und tiefe Melancholie – wird man einem Hexensabbat nicht gerecht! »Eine Nacht auf dem kahlen Berge«, wo sich zur Johannisnacht Halbwesen aller Art zum Tanz treffen, müsse »barbarisch und unflätig« klingen und damit alles andere als harmonisch gepflegt. Mussorgskij erwartete gar, wegen dieser kompositorischen Zügellosigkeit »würde man mich aus dem Konservatorium jagen«.
Sergei Rachmaninoff lived in the USA in the 1930s, but his third and last symphony stands entirely in the tradition of late Russian Romanticism. It exhales a deep melancholy and is carried by warm, sweeping melodics. His fellow countryman Modest Mussorgsky, on the other hand, was very well aware that for a Witches' Sabbath you have to strike a different tone! A »Night on Bald Mountain« should sound more »barbaric and scurrilous«. The style of the Estonian composer Erkki-Sven Tüür cannot really be described as neatly harmonious either. He is known for his ingenious and yet very vivid and energetic scores. Not surprising since the composer played percussion and flute in an art-rock band in the 1970s.
Ende der weiteren Informationen19 Uhr | Konzerteinführung
Karten: 54,50 / 44,50 / 35,50 / 26,– / 17,– €
Bis zu 50 % Ermäßigung für Schüler, Studierende, Auszubildende bis 27 Jahre
Das Konzert im Internet:
Video-Livestream am 15. Mai 2020
auf www.hr-sinfonieorchester.de
Das Konzert in hr2-kultur:
Freitag, 15. Mai 2020, 20.04 Uhr (live)
Dienstag, 26. Mai 2020, 20.04 Uhr