Hintegrund der Absage
Sie ist die Sinfonie der Nacht: Mit seiner Siebten begibt sich Gustav Mahler in die Sphäre des Schemenhaften, des Unbewussten, der Schatten, sie entfernt sich vom hier und jetzt, vom hellen Tag. Im Orchester glitzern Gitarre und Mandoline im Mondlicht, man hört Herdenglocken – ihr Klang sei »einzig geeignet zur Symbolisierung weltferner Einsamkeit«, erklärte Mahler. Doch dann, das Finale: Mit lärmenden Paukenschlägen wird es eröffnet, gleißendes C-Dur, stattlich tönt das Blech, man fühlt sich an Richard Wagners Meistersinger-Vorspiel erinnert.
Wie diese monumentale und irritierend festliche Musik zu interpretieren sei, haben sich schon Generationen von Wissenschaftlern und Dirigenten gefragt. Dass der feierliche Overflow sich bereits durch die Musik selbst, ihre kaum zu bändigen auseinanderstrebenden Kräfte als reine Inszenierung erweist, darüber herrscht mittlerweile immerhin Einvernehmen. Denn hinter aller vorgeführten Herrlichkeit, und sei sie noch so dick aufgetragen, herrschen Leere und Abgrund. Sie bleibt eben eine Musik des Schattens, der Nacht, diese »Siebte«, und ist das große Fragezeichen unter den Mahler-Sinfonien, die in Andrés Orozco-Estrada einen von Publikum und Presse hoch geschätzten Interpreten finden.