John Cage: Imaginary Landscape No. 4 Mitwirkende gesucht!

Für eine Realisation von John Cages Komposition »Imaginary Landscape No. 4« unter der Leitung von hr-Flötist Thaddeus Watson im Rahmen eines »Nach(t)konzerts« am 27./28. September 2018 suchen das hr-Sinfonieorchester und die Alte Oper Frankfurt musikinteressierte Mitwirkende, die Radioapparate bedienen!

Alte Oper Frankfurt
Alte Oper Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa

John Cage: Imaginary Landscape No. 4

Mehr als jeder andere Komponist hat der Amerikaner John Cage (1912–1992) Musik als Zeit-Kunst aufgefasst. »Musik«: Das war für ihn vor allem »Hören«, Klänge (oder Geräusche) im Zeitpunkt ihres Entstehens aufzunehmen, ohne sich um das Vergangene zu kümmern oder Zukünftiges zu erwarten. In diesem Denken war er deutlich vom Zen-Buddhismus beeinflusst, den er in den späten 1940er Jahren bei Vorträgen des japanischen Autors Daisetz Teitaro Suzuki an der Columbia University intensiv kennengelernt hatte. Nachdem er sich zunächst mit der Zwölftontechnik auseinandergesetzt hatte und mit Stücken für Schlagzeug und präpariertes Klavier in Erscheinung getreten war, wandte Cage, angeregt von seinen Zen-Studien, um 1950 erstmals Zufallsoperationen beim Komponieren an. Ein wichtiges Hilfsmittel wurde dabei ab 1951 das chinesische I-Ching, ein jahrtausendealtes konfuzianisches Orakelbuch, das er durch Vermittlung seines Schülers Christian Wolff in neuer englischer Übersetzung kennengelernt hatte.

John Cage
John Cage Bild © Susan Schwartzberg

Seinen ersten Niederschlag in Cages Schaffen fand das I-Ching – das »Buch der Wandlungen« – in der 1951 entstandenen »Music of Changes« für Klavier. Im gleichen Jahr diente es Cage als Grundlage für die kompositorischen Entscheidungen hinsichtlich seiner »Imaginary Landscape« für 12 Radioapparate, dem vierten von insgesamt fünf Stücken, die – ohne als Zyklus angelegt zu sein – den gleichen Titel tragen. 24 Spieler, zwei an jedem Radio, sind an der Aufführung von »Imaginary Landscape No. 4« beteiligt. Während jeweils ein Spieler für die Frequenzeinstellung zuständig ist, reguliert der andere Lautstärke und Klangfarbe.

Die Aktionen, die die Radiospieler auszuführen haben, basieren auf Anweisungen einer exakt ausnotierten Partitur. Mit Hilfe eines speziellen Verfahrens hat Cage sie aus Kompositionstabellen abgeleitet, deren Anzahl an Elementen, 64, der Anzahl der im I-Ching verwendeten Orakel-Hexagramme entspricht. Jedes von ihnen besteht aus einer durch Münzwurf ermittelten Kombination von sechs Liniengebilden (durchgezogen, unterbrochen, mit Kreis markiert), aus der sich die jeweilige, im I-Ching festgehaltene Bedeutung ergibt. »Gelesen« werden die Diagramme in einer Gesamtdarstellung von je acht vertikalen und acht horizontalen Reihen. Auf seine Kompositionstabellen übertragen, entsprechen die von Cage per Zufall ermittelten Informationen dem Einsatz seiner musikalischen Parameter – Tempo, Schichtung, Dauer, Aggregat und Lautstärke.

Ebenso vom Zufall bestimmt wie der Kompositionsprozess ist das klangliche Resultat. Statt festgelegter Töne »spielen« die Apparate die beim Gang durch die Frequenzen entstehenden Radiogeräusche und Ausschnitte aus den Programmen, die während der knapp vierminütigen Aufführung laufen. Noch radikaler als in der voran gegangenen »Music of Changes« wird Cage in »Imaginary Landscape No. 4« seinem vom Zen beeinflussten Anspruch einer Zeit-Kunst gerecht, die auf die herkömmlichen Zuständigkeiten eines Komponisten, vor allem aber auf die Kriterien seines persönlichen Geschmacks verzichtet. Uraufgeführt wurde »Imaginary Landscape No. 4« am 10. Mai unter Cages Leitung in New York.

Stephan Schwarz-Peters

Möchten Sie beim Nach(t)konzert aktiv dabei sein? Das hr-Sinfonieorchester und die Alte Oper Frankfurt suchen Mitwirkende, die die Radioapparate bedienen!


Voraussetzungen:

1. Die BewerberInnen müssen die Fähigkeit mitbringen, fließend einer Stimme im 4/4-Takt zu folgen und dabei starke Tempowechsel zu beachten. Ein Spieler reguliert die Frequenz, ein Spieler reguliert die Lautstärke.

2. Teilnahme an einer Probe am Mittwoch, 26. September 2018, voraussichtlich von 19.00 bis 21.00 Uhr. Der Ort (Alte Oper oder Funkhaus am Dornbusch) wird noch bekanntgegeben.

3. Teilnahme an beiden Nach(t)konzerten im Foyer Ebene 2 der Alten Oper Frankfurt am Donnerstag, 27. September und am Freitag, 28. September 2018. Dauer der Aufführung jeweils von ca. 22.15 bis 22.25. Bitte erscheinen Sie spätestens um 21.45 Uhr im Foyer Ebene 2.

Die Radiogeräte werden von der Alten Oper gestellt.

Anmeldung:

Bitte melden Sie sich unter dem Stichwort "Nach(t)konzert" per E-Mail an sinfonieorchester@hr.de an und schildern Sie kurz Ihren musikalischen Hintergrund.

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldungen bis zum 5. September 2018!

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen

Quelle: hr-Sinfonieorchester