Die Saison beginnt mit letzten Dingen – jedem Anfang wohnt ja auch ein Ende inne. So sind die »Vier letzten Lieder« genau das, was der (nicht von Strauss gesetzte) Titel besagt: Letzte, finale Werke, mit denen ein fast 85-jähriger Komponist sein Lebenswerk beschloss. Ihr Grundton ist aber kein resignativer, vielmehr ein abgeklärter und zugleich ein zutiefst eindrucksvoller. Entstanden sind sie 1948, doch klingen sie nach einer ganz anderen Epoche. Diese Strauss-Lieder sind unbedingte Meisterwerke ohne den Makel, als gestrig zu gelten. Wenige Werke der Musikliteratur lehnen sich so weit aus ihrer Zeit heraus, ohne zu stürzen. Interpretiert werden sie zum Auftakt unseres Programm-Fokus »Stimmen …« von der großen Sopranistin Anja Harteros.
Ein Finale liefert auch Dmitrij Schostakowitsch mit seiner 15. Sinfonie – es wurde ein autobiografisches Aufräumen. Wie wild zitiert da einer durch die Musikgeschichte, lässt Richard Wagners »Tristan« und die »Walküre« durchblitzen oder Rossinis »Wilhelm Tell«-Ouvertüre, allerdings »geblasen wie eine Feuerwehrkapelle aus Träumen Kafkas«, wie der Musikologe Dietmar Holland so schön schrieb. Launige, groteske, auch gruselige Ideen lösen einander nahtlos ab, und das Ende kommt als spöttisches Kichern. Xylofon, Triangel und einiges Klappernde mehr haben hier das letzte Wort.