Labyrinth Berio. Seine Musik ist labyrinthisch. Ein Spiel mit Täuschungen und gleichzeitigen Realitäten. »Nichts ist je vollendet«, bekannte einmal der Italiener Luciano Berio und füllte seine Kompositionen mit Musik-Geschichte und Geschichten. Sein umfangreiches Œuvre ist ebenso vielseitig, wie die einzelnen Werke selbst von einer einzigartigen Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit geprägt sind. Berios Ästhetik ist die der Pluralität – meisterhaft verklanglicht 1968 in seiner »Sinfonia« für Chor und Orchester. Hier quillt es nur so über von Anspielungen und Zitaten von Bach, Debussy, Berg, Globokar, Brahms, Strauss, Ravel, Beethoven, Schönberg, Mahler, Hindemith, Boulez, Stockhausen und anderen. Die »Sinfonia«, eine Ikone der neuen Musik, ist eine riesige Collage, ein orchestraler Wald mit chorischen Textfragmenten von Samuel Beckett und Claude Lévi-Strauss sowie dem namentlichen Gedächtnis an Martin Luther King. Ebenso sprachstark, wenngleich nun ganz ohne Worte, erweist sich Berios Viola-Konzert »Voci« von 1984, dem die Melodien verschiedener authentischer Wiegen-, Volks-, Arbeits- und Liebeslieder Siziliens zugrunde liegen. Navigator durch diese zu einem kunstvollen Kaleidoskop verwobenen Texturen ist der Bratscher Antoine Tamestit, in dieser Saison »Artist in Residence« des hr-Sinfonieorchesters.
Luciano Berio – Sinfonia (3. Satz):
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