Musik in Flammen. »Was tut die deutsche Bundesregierung heute und morgen gegen die Entführung des koreanischen Komponisten und seiner Landsleute?« Wer im September 1967 die »Zeit« las, dem begegnete im Feuilleton diese Frage. Der Hintergrund: Im Juni 1967 hatte der südkoreanische Geheimdienst den seit 1964 in West-Berlin lebenden Komponisten Isang Yun nach Seoul entführt, inhaftiert und gefoltert, weil er Jahre zuvor nach Nordkorea gereist war, um Kulturdenkmäler zu besuchen. Das aber erachtete die Regierung Südkoreas als kommunistische Agitation. Dank internationaler Künstler-Proteste kam er 1969 frei und kehrte nach Berlin zurück, wo er 1995 starb. In dem hymnischen Orchesterstück »Réak« (1966) übertrug Yun den Klangcharakter der koreanischen Mundorgel Ssäng-hwang aufs Orchester. Sein »Engel in Flammen« (1994) ist hingegen eine dramatische Trauermusik. Sie erinnert an jene Menschen, die 1991 in Südkorea gegen die dortige Regierung demonstrierten und deren Protest brutal erstickt wurde. Viele von ihnen suchten resigniert Zuflucht im Selbstmord. Auch Nonos serielle Kantate »Il canto sospeso« (1955/56) ist eine Musik des Gedenkens. Die vertonten Texte stammen aus Abschiedsbriefen von zum Tode verurteilten Widerstandskämpfern gegen den Faschismus. Sie alle kamen der Welt viel zu früh abhanden – homo homini lupus est.
Isang Yun – Engel in Flammen:
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