Manche Fehlurteile sind von geradezu grandioser Dimension. Man denke nur an Kaiser Wilhelm II., der postulierte: »Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung« – er glaube weiter fest an das Pferd. So herrlich daneben lag auch der Kaiser unter den Violinvirtuosen, Pablo de Sarasate, als er über das Violinkonzert von Johannes Brahms schimpfte: »Halten Sie mich für so geschmacklos, dass ich mich auf das Podium stelle, um mit der Geige in der Hand zuzuhören, wie im Adagio die Oboe dem Publikum die einzige Melodie des ganzen Stücks vorspielt?« Nun gut, das Brahms-Konzert ist kein Virtuosenkonzert im üblichen Sinne, es ist viel mehr: sinfonisch, tiefsinnig, seiner Zeit deutlich voraus. Das Fehlen bloßer Zirkus-Artistik und eitler Brillanz verbindet dieses Werk mit dem vor ziemlich genau 100 Jahren entstandenen Violoncellokonzert von Edward Elgar. Geradezu schwermütig klingt diese Musik, eine Melancholie, die einen unmittelbar berührt. Wie bei Brahms suchen Soloinstrument und Orchester das Miteinander, ein intensiver Prozess des Abtastens. Das Publikum im London des Jahres 1919 war wenig begeistert. Ein kollektives Fehlurteil, weiß man nicht erst seit heute.
ZUHÖR-KONZERT
Geringer Moderationsanteil
Special (nach dem Konzert): Talk mit Solisten und Dirigent
Veranstaltungsende: ca. 21 Uhr
Lehrplan-Anbindung:
Jgst. 9/10: Musik als Spiegel ihrer Zeit-> Romantik
E-Phase: Musikepochen-> Romantik; Lebenswelt Musik-> Konzertbesuch, regionales Musikleben
Q1: Formen der Instrumentalmusik des 19. Jahrhunderts (LK), Lebenswelt Musik-> Konzertbesuch
Q3: Wandel-> Instrumentalkonzert; Musikleben-> Aspekte des öffentlichen Musiklebens; Lebenswelt Musik-> Gespräch mit einem ausübenden Musiker
Schwerpunkt: 8.–12./13. Klasse
Junges Konzert – Reihe A
Karten: 17,– € | Abo mit 3 Konzerten: 36,– €
für Schüler, Studierende, Auszubildende. Erwachsene nur in Begleitung eines Kindes/Jugendlichen.
Für Jugendliche ab 14 Jahren